| Kategorie: Therapien

 

Bei akuten Rückenschmerzen zahlt sich eine frühzeitige Physiotherapie aus. Der Direktzugang zum Physiotherapeuten würde Kosten und Schmerzen ersparen.

Lumbale Rückenschmerzen (d. h. im Bereich der Lendenwirbel) sind nach wie vor einer der häufigsten Gründe, sich in eine medizinische Behandlung zu begeben. Die Kosten der Behandlungen explodieren, auch weil viele unnötige Maßnahmen durchgeführt werden. Neue Studien belegen: Bei akuten Rückenschmerzen können Patienten durch eine in den ersten zwei Wochen begonnene Physiotherapie am meisten profitieren. Dies ist besonders in der derzeitigen Diskussion um den Direktzugang zum Physiotherapeuten interessant: Denn mit dem so genannten Direct Access könnten Patienten schneller beim Physiotherapeuten behandelt werden, was überflüssige Schritte für Patienten und Kostenträger vermeidet.

Hintergrund

In Deutschland ist Rückenschmerz die häufigste Schmerzursache und die damit einhergehenden, jährlich zunehmenden direkten Krankheitskosten von mehr als 8,3 Mrd. Euro im Jahr sind gravierend (vgl. Wenig et al. 2009). Laut einer Forsa-Umfrage in Auftrag der Techniker Krankenkasse leiden fast zwei Drittel der Frauen und über die Hälfte der Männer häufig oder dauerhaft an Rückenschmerzen. Besonders alarmierend: Bei den 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen sind es auch schon fast die Hälfte, die unter Schmerzen im Rücken leiden. Treten die Beschwerden erstmalig auf, lässt sich die Mehrheit innerhalb von zwei bis vier Wochen beseitigen. Bei einem Viertel der Betroffenen kommt es jedoch zu wiederkehrende Schmerzepisoden. Darüber werden Rückenschmerzen immer häufiger chronisch. (vgl. Childs et al. 2015).

Bildgebende Verfahren und Operationen oft unnötig

Internationale Leitlinien empfehlen bei akuten unspezifischen Rückenschmerzen, nicht verfrüht bildgebende Verfahren anzuwenden. Röntgen, CT oder MRT sind in diesem Zusammenhang zumeist weniger sinnvoll und bringen hohe volkswirtschaftliche Kosten mit sich (vgl. Jarvik et al. 2015). Darüber hinaus kann die frühe Anwendung bildgebender Verfahren den Patienten den Optimismus einer Heilung nehmen und das Vertrauen, selbst etwas bewirken zu können, empfindlich stören. Das begünstigt wiederum die Anwendung weiterer Folgeverfahren wie Operationen und damit auch das Risiko einer immensen Steigerung der Kosten (vgl. Childs et al. 2015). Laut der Techniker Krankenkasse (2015) werden in Deutschland zu häufig unnötige Rückenoperationen durchgeführt. So haben sich 85 Prozent der Rücken-Eingriffe nach einer Zweitmeinung als unnötig herausgestellt.

Frühe Überweisung zum Physiotherapeuten lohnt sich

Die von der Ärzteschaft herausgegebene Nationale Leitlinie Kreuzschmerz empfiehlt zwar derzeit noch bei akuten, unspezifischen Rückenschmerzen, Physiotherapie (Krankengymnastik) zunächst nicht zu verordnen. Eine aktuelle Studie von Childs et al. (2015) widerspricht allerdings dieser These und fordert eine Überprüfung dieser Empfehlung. Childs et al. fanden heraus: Menschen mit akuten, unspezifischen Rückenschmerzen, die spätestens nach 14 Tagen vom Physiotherapeuten behandelt wurden, verursachten im Durchschnitt 60 Prozent weniger Kosten, als Patienten, die erst später zum Therapeuten überwiesen wurden. Demnach mussten Patienten, die früh zum Physiotherapeuten konnten, signifikant seltener operiert, gespritzt oder mit bildgebenden Verfahren untersucht werden. In diesen frühen physiotherapeutischen Behandlungen wurde besonders das Erlernen von aktiven Verhaltensstrategien durch Anleitung und Coaching des Therapeuten in den Mittelpunkt gesetzt, bevor der Patient möglicherweise negative Überzeugungen und Erwartungen hinsichtlich seiner Beschwerden entwickelt.
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Der nächste Schritt: Ohne Rezept direkt zum Physiotherapeuten

Daher hat sich inzwischen bei verschiedenen Akteuren im Gesundheitssystem die Auffassung durchgesetzt, dass ein Direktzugang zum Physiotherapeuten, also ohne dass der Patient erst ein Rezept des Arztes einholen müsste, viele Vorteile bringt. Dabei geht es keineswegs darum, dass der Physiotherapeut den Arzt ersetzen sollte. Vielmehr wird die Aufgabenverteilung der Zukunft darauf ausgelegt sein, dass jeder medizinische Beruf seine Kompetenzen dort einsetzt, wo sie für den Patienten am meisten Sinn machen. Das heißt: Erkennt der Physiotherapeut bei einem Patienten, dass er weitere ärztliche Hilfe benötigt, schickt er ihn zum Arzt – und Ärzte überweisen bei entsprechender Indikation frühzeitig zum Physiotherapeuten. Nur sollten Patienten schon direkt den Physiotherapeuten aufsuchen dürfen, um ohne Verzögerung gegen Schmerzen vorgehen zu können. Dass eine größere Autonomie für Physiotherapeuten für alle Beteiligten von Vorteil ist, hat der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten IFK bereits in einem Modellvorhaben geprüft, das derzeit noch läuft und vor endgültigem Abschluss schon vielversprechende Ergebnisse in Aussicht stellt. Auch international belegt bereits eine Vielzahl von Studien die Vorteile eines Direktzugangs zum Physiotherapeuten (vgl. u. a. Ojha et al. 2014). Laut der Canadian Physiotherapy Association (2013) sind die größten Nutzen des Direktzugangs: Kostenreduzierung für das Gesundheitssystem, gesteigerte Patientenzufriedenheit, reduzierte Krankheitstage und Reduzierung des Chronifizierungsrisikos durch einen frühen Beginn der Physiotherapie.

Fazit

Bei akuten, unspezifischen Rückenschmerzen sind vorschnelle Röntgenuntersuchungen und Operationen häufig weniger zielführend. Vielmehr hat sich gezeigt, dass eine früh einsetzende Physiotherapie den Patienten mehr Motivation und Optimismus vermittelt und anleitet, selbst aktiv an der Heilung teilzuhaben. Aktuelle Untersuchungen haben gezeigt, dass die Behandlung durch den Physiotherapeuten zu signifikant weniger Operationen, Injektionen oder weiteren bildgebenden Verfahren führt. Dies legt zweifelsfrei nahe, dass der Direktzugang zum Physiotherapeuten aus Sicht von Patienten, Kostenträgern und der gesamten Volkswirtschaft ein geeignetes Instrument ist, um schneller mit der Therapie beginnen zu können und somit Schmerzen rascher zu lindern und weitere Kosten zu ersparen. Physiotherapeuten und Ärzte können somit zudem ihre Zusammenarbeit auf Augenhöhe stärken. Das würde den Patienten mehr dienen als ausschweifende Debatten über einen Ärztemangel.

Der Inhalt wurde aus einem Beitrag des Berufsverbandes der selbständigen Physiotherapeuten IFK e.V. vom 30.04.2015 entnommen

Copyright Bilder: physiowissen.de und Ärzteblatt.de

| Kategorie: Fachtag

Mit Freude können wir Ihnen mitteilen, dass wir das nächste Wochenende für Eltern, Fachkräfte und Interessierte für das Jahr 2017 bereits planen.
Am 13./14.10.2017 erwarten wir die Verhaltensbiologin Frau Dr. Gabriele Haug-Schnabel.
Selbstverständlich halten wir Sie über den aktuellen Stand der Planungen auf dem Laufenden.

 

| Kategorie: Kinderphysiotherapie

Der inklusive Gedanke begann in Deutschland quasi zu dem Zeitpunkt, an dem Kinder aller sozialen Schichten eine gemeinsame Erziehung genossen. Erstmalig wurde der Begriff Inklusion in den 70er Jahren zum Thema der (inter-)nationalen Fachwelt. Aktuell ist in fast allen Bundesländern eine flächendeckende Unterbringung von Kindern mit Behinderung in integrativen Einrichtungen (0-6 Jahre) möglich. 2006 waren es circa 76,8%. Dies bedeutet jedoch, dass zu diesem Zeitpunkt noch jedes vierte Kind in Sondereinrichtungen untergebracht war (5). Hierzulande stehen elementare Bildungseinrichtungen seit 2009 vor der Herausforderungen, die UN-Konvention umzusetzen (2).

„Inklusive Pädagogik sieht Kinder als Gleiche an hinsichtlich ihres Rechts auf Bildung sowie weiterer grundlegender Rechte.(…)Dabei geht es um die Anerkennung von Unterschieden im Hinblick auf Kultur, Identität, Leistungsstandards, Interessen, Erfahrungen, Geschlecht, sexuelle Orientierung und körperliche Fähigkeiten.“ (Karsten, 2012)

Nicht nur räumliches Zusammenbringen von Kindern mit verschiedenen Fähigkeiten, sondern vielmehr auch inhaltliches Vereinigen steht dabei auf der Tagesordnung. Schließlich sind die Bedürfnisse aller zu möglichst gleichen Teilen zu befriedigen. Die pädagogische Praxis zeigt jedoch, dass einer kompletten, flächendeckenden Inklusion gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Differenzierungen im Weg stehen (1). Aber genau an dieser Stelle ist der inklusive Gedanke in der Elementarpädagogik zu verankern. Schließlich beginnen sich hier die Generationen von morgen zu bilden. Wenn bereits Kleinkinder mit dem Gedanken von Normalität facettenreicher Lebensformen aufwachsen, kann es es gelingen, ein gesellschaftliches Umdenken ab den Kinderschuhen zu ermöglichen. Besonders im Kleinkindalter gehört es bei Kindern zum normalen Alltag, dass die Kinder ihrer Einrichtung (oder Gruppe) unterschiedliche Fähigkeiten haben und verschiedene Dinge noch zu erlernen sind (6). Gleichzeitig wird bewusst, dass Fachkräfte auch in all jenen Einrichtungen, welche sich nicht ausdrücklich dem inklusiven Schwerpunkt verschrieben haben, vor der täglichen Herausforderung stehen, pädagogische Aktivitäten für alle Kinder unabhängig ihrer sozialen, kulturellen oder sprachlichen Hintergründe zugänglich zu machen (6).

Folgende Schwerpunkte sind in inklusiven Einrichtungen von großer Bedeutung (vgl. 2, 3, 4, 6): 

Subjektive Sichtweisen: 
Reflexion eigener Einstellungen gegenüber Menschen mit verschiedenartigen Wesensmerkmalen (gleich, verschieden, heterogen)

Interaktion: 
gemeinsame Aktivitäten in der gleichaltrigen Gruppe, interdisziplinäre Kooperation der Fachkräfte

Integration: 
konzeptionelle und praktische Entwürfe benötigen eine konstante Überarbeitung aus Sicht von Menschen mit Behinderung.

Institution:
barrierefreie Grundvoraussetzungen, Elternarbeit, regionale Netzwerkarbeit

Gesellschaft: 
Öffentlichkeitsarbeit als Beitrag zur Integration aller Kinder, unabhängig ihrer sozialen, psychischen oder physischen Eigenschaften

Zu Gunsten aller Beteiligten muss den Verantwortlichen jedoch bewusst sein, dass es an dieser Stelle vor allem auch einem adäquaten Betreuungsschlüssel und barrierefreien Einrichtungen bedarf. Nicht zuletzt liegt ein wichtiger Fokus auf einer nachhaltigen und transparenten Elternarbeit. Nur wenn alle Beteiligten ein gemeinsames Konzept vertreten, kann inklusive Erziehung, Bildung und Betreuung gelingen. Der Index für Inklusion in Kindertageseinrichtungen hat sich hierbei als praktisches Instrument zur Bestimmung der jeweiligen inklusiven Qualität ewiesen (6).

„Wir müssen selbst die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.“ (Mahatma Gandhi in Karsten 2012)

Quellen:
(1) Ahrbeck, B.: Inklusion: Eine Kritik.Verlag W. Kohlhammer. C.H.:Stuttgart, 2014, 2. Auflage
(2) Albers, T.: Kinder mit Behinderungen in Krippe und Kita: Von der Integration zur Inklusion. In: Albers, T. et al. (Hrsg.): Vielfalt von Anfang an. Verlag Herder: Freiburg im Breisgau, 2012, S.51-57
(3) Förster, B.: Irgendwo zwischen Inklusion und Exklusion: Aspekte zur vorschulischen Bildung tauber und gehörloser Kinder In: Albers, T. et al. (Hrsg.): Vielfalt von Anfang an. Verlag Herder: Freiburg im Breisgau, 2012, S.176-184
(4) Karsten, M.E.: Mädchen und Jungen in Krippe und Kita. Inklusive Denk- und Handlungsmodelle. In: Albers, T. et al. (Hrsg.): Vielfalt von Anfang an. Verlag Herder: Freiburg im Breisgau, 2012, S.67-74
(5) Sarimski, K.: Behinderte Kinder in inklusiven Kintertagesstätten.Verlag W. Kohlhammer. C.H.:Stuttgart, 2012
(6) Seitz, S. & Finnern, N-K.: Inklusion in Kindertageseinrichtungen – eigentlich ganz normal. In: Albers, T. et al. (Hrsg.): Vielfalt von Anfang an. Verlag Herder: Freiburg im Breisgau, 2012, S.15-26

Autorin:
Noreen Naranjos Velazquez
Freie Pädagogin
www.continuum-evolution.eu

Titelbild:

Marian Indlekofer, Sozialverband VdK Bayern e. V.

 

| Kategorie: Kinderphysiotherapie

Bei diesem Orthesenkonzept wird die Muskelspannung (Tonus) mittels Druck und Zug positiv beeinflusst. Durch entsprechende Reize werden Bewegungen angebahnt, ausgelöst und geführt. Radialer Druck (Kompression) und funktionelle Züge (spezielle Lycra-Lagen) helfen Bewegungen anzubahnen, zu führen und die Muskelspannung im Sinne des Versorgers zu beeinflussen. Abhängig von der Ausgangssituation des Nutzers wird so die hypotone Muskulatur angeregt bzw. die hypertone Muskulatur gehemmt.

Kind ohne GPS- Orthese

Kind ohne GPS- Orthes

Aufbau der Dynamic GPS Soft-Orthese:

Wie eine zweite Haut liegt die Dynamic GPS Soft-Orthese dem jeweiligen Körperteil eng an. Durch den so ausgelösten Druck und den Zug auf die unterschiedlichen Rezeptoren der Haut, des Unterhautgewebes und der Muskulatur, wird die Wahrnehmung (Propriozeption) z.B. des Armes, des Beines oder des Rumpfes verbessert. Die Stellung der Extremität im Raum wird durch die entsprechenden Rückkopplungsmechanismen zwischen Gehirn und Rezeptoren bewusster gemacht. Die Bewegungsqualität kann so günstig beeinflusst werden. Entsprechend angebrachte Verstärkungspelotten und aufgenähte dynamische Züge erhöhen die Stabilität (z.B. im Becken und ermöglichen dadurch beim Gehen ein besseres Durchschwingen des Spielbeines). Die Dynamic GPS Soft Orthese wird individuell nach den jeweiligen Bedürfnissen des Nutzers auf Maß gefertigt. Um den Erfolg dieses Orthesenkonzeptes sicherzustellen, liefert Pro Walk GmbH diese Orthese nur an speziell geschulte Betriebe der Orthopädietechnik.

Vorteile der Dynamic GPS Soft-Orthese:

Durch die elastische Materialauswahl und die entsprechenden Verstärkungen wird das sogenannte pathologische Bewegungsmuster bei Zerebralparese nicht mit „Gewalt“ durchbrochen, sondern eine qualitativ bessere Bewegung von Seiten des Nutzers gefordert.
Verbesserte Bewegungsmuster führen meist zu einer günstigeren biomechanischen Belastung der Gelenke und erhöhen den Trainingseffekt außerhalb der Kompensationsmuster.
Nicht selten sind bei gehfähigen Nutzern, zusätzlich zur Dynamic GPS Soft-Orthese, herkömmliche Unterschenkelschienen erforderlich, um das obere Sprungelenk zu stabilisieren. Die Dynamic GPS Soft-Orthese kann hierbei unter den herkömmlichen Schienen getragen werden.
Abhängig vom Orthesentyp kann die Dynamic GPS Soft-Orthese mit dazu beitragen, die Stabilität im Sitzen zu verbessern, die Grob- und Feinmotorik günstig zu beeinflussen, das Gleichgewicht und die Sicherheit zu verbessern, den Positionswechsel, die Atmung sowie die Sprache zu erleichtern.

Indikation:

Angezeigt ist das Dynamic GPS Soft-Orthesenkonzept bei Patienten mit unterschiedlichen Formen der Zerebralparese, wie Hemiplegie, Tetraplegie, Diplegie und unterschiedlichen Tonussituationen, wie z.B.:

  • Hypertonus
  • Hypotonus
  • wechselndem Muskeltonus
  • Athetose
  • Ataxie
  • Folgezustände nach schwerer Encephalitis
  • Zustand nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma
  • Multiple Sklerose
  • Schlaganfall
  • Neurodegenerative Erkrankungen
  • Neuroorthopädische Erkrankungen
  • ausgewählte orthopädische Erkrankungen
  • hypotone Syndrome

Durch den Einsatz der Dynamic GPS Soft-Orthese kann der Muskeltonus bei unterschiedlichen Erkrankungen günstig beeinflusst und neue Bewegungsmuster erfahren werden.
Die Dynamic GPS Soft-Orthese stellt eine Bereicherung in der Behandlung unterschiedlicher Krankheitsbilder dar, die mit Bewegungsstörung oder Bewegungseinschränkung einhergehen.

 

Inhalt und Fotos sind der Website des Herstellers Pro Walk Rehabilitationshilfen und Sanitätsbedarf GmbH

Woogstrasse 48
D-63329 Egelbach entnommen

| Kategorie: Allgemein

Was eine schnelle Behandlung von Rückenschmerzen bewirken könnte

Jede einzelne Minute entsteht in Deutschland volkswirtschaftlicher Schaden in Höhe von knapp 100.000 Euro – allein aufgrund von Rückenschmerzen. Mit den Kosten, die innerhalb eines Jahres verursacht werden, könnte man gar neunmal den Berliner Flughafen (BER) bauen oder jedem Bürger die jährliche Mitgliedschaft in einem hochwertigen Fitnessstudio finanzieren.

Die immensen Ausgaben für das Krankheitsbild Nr. 1 in Deutschland zeigt der sogenannte Rückenkosten-Zähler  (Quelle: ergotopia.de) mit beachtlichen Vergleichen anschaulich auf. Stellen Sie sich vor, man würde die deutschlandweiten Kosten für Rückenschmerzen stattdessen für Kita-Plätze investieren. Innerhalb von zehn Minuten wäre bereits genug Geld beisammen, um 375 Kindern eine Kita-Betreuung zu ermöglichen. Pro Stunde, errechnet der Rückenkosten-Zähler, werden in der Bundesrepublik etwa 25 Rückenoperationen durchgeführt.

Führt man sich diese Zahlen vor Augen, drängt sich die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen und einer schnellen physiotherapeutischen Behandlung in Form eines Direktzugangs umso stärker auf.

Was bedeutet „Direktzugang“?

Bislang muss eine Behandlung vom Arzt verordnet werden. Dadurch sehen sich viele Therapeuten eingeschränkt. Denn es gehört zu ihrer Fachkompetenz, für die jeweilige Diagnose die richtige Therapie festzulegen. Viele Therapeuten beherrschen zudem durch Weiterbildungen eine viel größere Palette von Anwendungen und Behandlungen, als den Ärzten bekannt ist. Auch in Modellversuchen  (Quelle: Ärztezeitung.de vom 01.10.2013) von Physiotherapeuten bestätigte sich dies.

So könnten nicht nur operative Eingriffe verhindert, sondern damit einhergehend auch Ausgaben in Milliardenhöhe eingespart werden. Fest steht: Eine früh einsetzende Behandlung durch Physiotherapeuten führt zu signifikant weniger Operationen, Injektionen oder weiteren bildgebenden Verfahren. Eine aktuelle Studie aus den USA (Childs et al. 2015) belegt: Menschen mit akuten, unspezifischen Rückenschmerzen, die spätestens nach 14 Tagen vom Physiotherapeuten behandelt wurden, verursachten im Durchschnitt 60 Prozent weniger Kosten als Patienten, die erst später zum Therapeuten überwiesen wurden.

Auch die Politik unterstützt das Vorhaben. So erstellte die Arbeitsgruppe Gesundheit der Union ein derartiges Positionspapier. Würden Ärzte ihre Patienten künftig ohne Behandlungsvorgaben zum Therapeuten schicken, ließe sich laut Union sogar Geld sparen, da sich die Zahl der Behandlungen verringere. Patienten profitieren demnach stärker von Maßnahmen, die der Therapeut vorschlägt, die Zufriedenheit der Fachkräfte würde steigen. Zudem würde den Ärzten Arbeit abgenommen.

Seit 2011 wir in Zusammenarbeit mit der BIG Gesundheit und dem Berufsverband der Physiotherapeuten IFK solch ein Modellvorhaben  getestet und wissenschaftlich begleitet. Momentan befindet sich das Modellvorhaben in den letzten Zügen. Zwischenergebnisse zeigen aber jetzt schon einen positiven Verlauf auf.

Informationen aus folgenden Quellen:Pressemitteilung des ifk vom 26.08.2015, Ärztezeitung vom 01.10.2013, ergotopia.de; Pressemitteilung big-direkt.de v. 02.07.2015; Artikel der zeit.de v. 02.04.2015)

Fotonachweis: Sebastian Kaulitzki – Fotolia.com (Bearbeitung: Med-PR)

| Kategorie: Kinderphysiotherapie

Eine Studie der Ludwig- Maximilians- Universität München zeigt auf, das bei Kindern, die mit fünf Jahren oder kurz nach ihrem sechsten Geburtstag eingeschult werden, häufiger ADHS diagnostiziert wird, als bei älteren Mitschülern.

Dazu wurden kassenübergreifend Daten von 7 Millionen Kindern zwischen vier und vierzehn Jahren aus den Jahren 2008 bis 2011 analysiert.

Nicht beantworten kann diese Studie aber die Frage, warum die jüngeren Kinder eines Klassenverbandes mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine ADHS-Diagnose erhalten als ihre älteren Klassenkameraden.

Die Forscher vermuten jedoch, dass das Verhalten jüngerer – und damit oft unreiferer – Kinder in einer Klasse mit dem der älteren Kinder verglichen wird. Dann wird deutlich, dass Impulsivität, Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit bei den jüngeren ausgeprägter sind – die Wahrscheinlichkeit einer ADHS-Diagnose steigt, weil das Verhalten im Vergleich zu jenem der älteren Kinder möglicher- weise als ADHS interpretiert wird.

Die Studie zeigt auch die Auswirkungen des schulischen Umfelds und der Familiensituation auf die Häufigkeit einer ADHS-Diagnose. Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass bei größeren Klassen und einem höheren Anteil ausländischer Schüler – was die Unterrichtsbedingungen wahrscheinlich erschwert – der Zusammenhang zwischen relativem Alter und ADHS stärker ist. „Möglicherweise fällt bei schwierigeren Unterrichtsbedingungen die relative Unreife jüngerer Kinder in der Klasse stärker auf“, sagt Dr. med. Jörg Bätzing-Feigenbaum, Mitautor und Leiter des Versorgungsatlas. Auch ein höherer Bildungshintergrund der Eltern verstärkt den Alterseffekt. Hier vermuten die Wissenschaftler, dass Eltern mit einem höheren Bildungsgrad mehr auf die Förderung ihrer Kinder achten und daher weniger bereit sind, Nachteile in Kauf zu nehmen, die durch die relative Unreife ihrer Kinder entstehen könnten. Diese Faktoren sind mögliche Ursachen für die regionalen Unterschiede auf der Kreisebene, welche die Forscher ebenfalls gefunden haben.

„Unsere Studie zeigt, dass die traditionelle Einschulungspolitik, bei der die Schulpflicht an gegebene Stichtage geknüpft wird, die Diagnosehäufigkeit psy- chischer Erkrankungen bei Kindern beeinflussen kann. Kinder, die quasi gleich alt sind, haben aufgrund der Einschulungspolitik ein unterschiedlich hohes Risiko, eine ADHS-Diagnose zu bekommen“, schreiben die Forscher. Da eine solche Diagnose stigmatisierend sein kann und die medikamentöse Therapie von ADHS starke Nebenwirkungen haben kann, sollten die neuen Erkenntnisse sowohl von der Politik als auch von den Ärzten bei der Diagnosestellung beachtet werden. Die Forscher empfehlen, in zukünftigen Studien zu untersuchen, ob und welche Änderungen in der Einschulungspolitik, etwa eine flexible Schuleingangsphase, den Zusammenhang zwischen relativem Alter in der Klasse und ADHS abmildern kann.

 

Informationen wurden aus einem Artikel der Zeitung „Die Zeit“ vom 11.08.2015 und der Info-Website www.versorgungsatlas.de entnommen

Copyright des Bildes:lb medien

| Kategorie: Fachtag

Am Freitag 16.10.2015 war es so weit: Die Vorbereitungen des interdisziplinären Fachtages „Kinder verstehen“ fanden ihren Höhepunkt. Pünktlich 19.30 Uhr verdunkelte sich das Licht der Aula in der Werkstattschule Rostock. Eltern, Fachkräfte und Interessenten warteten gespannt auf den Referenten Dr. Herbert Renz-Polster.

Auf den Spuren unserer Vergangenheit

Der Kinderarzt und Wissenschaftler begleitete die Gäste auf einer Reise in die Vergangenheit. Er lud seine Zuhörer ein, kindliches Verhalten aus Perspektive der Evolution zu betrachten. Gibt es vielleicht einen Grund, warum Kinder nicht alleine schlafen wollen? Warum erscheinen Trotzanfälle wie aus dem Nichts im zweiten Lebensjahr? Schließlich wird auch das liebe Gemüse rigoros von unseren Sprösslingen aussortiert. Im Anschluss an den Vortrag folgte eine spannende Fragerunde.

Interdisziplinärer Fachtag

Am Samstag, den 17.10.2015 ab 8.30 Uhr füllte sich die Aula erneut. Für jenen Tag stand eine Konferenz für Fachpublikum mit Hebammen, Physiotherapeuten, Logopäden, pädagogischen Fachkräften, Ärzten und Ergotherapeuten an. Ein facettenreiches Programm lud ein, das Thema Kindheit im Kontext des familiären als auch kulturellen Systems genauer zu betrachten.

Dr. Herbert Renz-Polster lud dazu ein, das natürliche Wesen von Babys und (Klein-)Kindern aus der Vogelperspektive anzuschauen. Die Kleinen orientieren sich an ureigenen Grundbedürfnissen. Aus diesem Grund äußert sich der Kinderarzt ausdrücklich gegen pädagogisches Catering in Form von komplexen Bildungsplänen. Vielmehr benötigen Kinder bis ins tiefe Grundschulalter stabile, soziale Beziehungen. Kompetente Fachkräfte spielen an dieser Stelle eine wichtige Nebenrolle. Eltern und andere Kinder spielen eine Hauptrolle. Sobald dieses Netz sozialer Strukturen den Nachwuchs nachhaltig umgibt, erwacht seine angeborene Neugier wie von selbst. Dank dieser fördern sich Kinder in einer artgerechten Umgebung mit Natur quasi selbst.

Neben dem freien Spiel standen Themen wie Plagiozephalie (lagerungsbedingte Schädelasymmetrie), Tragen von Babys, Selbstständigkeitsentwicklung durch Nähe, das Tragen von Babys als auch die Ernährung im ersten Lebensjahr auf der Tagesordnung.

Abschied mit großen Plänen

Gegen 16.00 Uhr verabschiedeten die Veranstalter das Publikum und bedankten sich bei Sponsoren als auch Kooperationspartnern. Dabei kündigten sie bereits an: „Es wird 2017 wieder ein interdisziplinäres Wochenende geben!“ Tatsächlich wurden die ersten Steine dafür bereits ins Rollen gebracht.

Sie wollen stets auf dem neuesten Stand bezüglich der geplanten Aktivitäten sein? Dann senden Sie uns einfach eine E-Mail

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| Kategorie: Allgemein

Ein 10€ Gutschein wartet als Dankeschön

In der Hansestadt und im Landkreis Rostock macht sich die bundesweite Haftpflichtdiskussion der freiberuflichen Hebammen bereits seit einiger Zeit deutlich bemerkbar. Aber: Hebammen und Familien brauchen eine sichere Zukunft!

Damit Hebammen für Familien im Landkreis und der Hansestadt Rostock auch noch für die Kinder ihrer Kinder da sein können, brauchen sie dringend Unterstützung. Proteste, Petitionen & Co. sind gut. Wichtige Entscheidungen werden jedoch meist nur auf Grundlage von Zahlen, Daten und Fakten getroffen. Aus diesem Grund beginnt gerade eine Online-Befragung für den Landkreis und die Hansestadt Rostock.

Die anonymen Fragen befassen sich mit regionalen Angeboten Früher Hilfen: Welche Rolle spielt die Hebamme für Familien? Wie wichtig ist sie bei der Vermittlung von Informationen zu regionalen Kurs- und Beratungsangeboten? Welche Anlaufstellen nutzen Hebammen? Welche Anlaufstellen nutzen Familien? Welche Wünsche haben Hebammen? Welche Informationen und Beratungsangebote wünschen sich Familien?

Familien & Hebammen bekommen nach der Teilnahme an der kurzen Befragung sofort einen Gutschein in Höhe von 10€ für colour and more im Rostocker Zentrum.

Online-Befragung:

  • Hebammen – Fragebogen einfach HIER klicken.

  • Familien – Fragebogen einfach HIER klicken.

Mehr Info gibt es unter www.abenteuerfamilie.net/hebammen .