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In Deutschland entwickelt sich die Physiotherapie langsam, aber stetig vom Heil- und Hilfsberuf, der von Verordnungen der höhergestellten Ärzte abhängig ist, zur eigenständigen Profession.Nach wie vor gelten physiotherapeutische Behandlungsmethoden zwar als heilkundliche Tätigkeiten, die einer Erlaubnis, sprich einer Verordnung eines Arztes, bedürfen; dennoch darf ein Physiotherapeut auch heute schon eigenständig, ohne Verordnung eines Arztes, behandeln, wenn er eine auf die Ausübung der Physiotherapie beschränkte Heilpraktikerausbildung hat. Ein weiterer Indikator zur Professionalisierung ist die fortschreitende Akademisierung des Berufsstandes. Das Studium der Physiotherapie ist kein Novum mehr in Deutschland. „Gestärkt wurde dieser Trend nach mehr Selbständigkeit auch 2008 durch den Gesetzgeber, der im Pflege-Weiterentwicklungsgesetz gemäß § 63 Abs. 3b SGB V die Option eröffnete, mit den gesetzlichen Krankenkassen sogenannte „Modellvorhaben“ zu vereinbaren. Gemeinsam mit der gesetzlichen Krankenkasse BIG direkt gesund hat der Berufsverband der Physiotherapeuten „IFK“ in 2011 ein erstes Modellvorhaben nach § 63 Abs. 3b SGB V in Deutschland gestartet. Es orientiert sich an internationalen wissenschaftlichen Studien zur Evaluation des „Direct Access“. Mit „Direct Access“ ist der offene Zugang zu physiotherapeutischer Leistung, die keiner ärztlichen Verordnung bedarf, gemeint. In diesem Modellvorhaben nun wird vorgesehen, dass Physiotherapeuten die Auswahl der physiotherapeutischen Maßnahme, die Dauer der Behandlungsserie sowie die Frequenz der Behandlungseinheiten bestimmen dürfen. Die bisherige Versorgung der Patienten in Deutschland sieht eine Ausstellung eines Rezepts durch den Arzt u. a. mit der Diagnose des Patienten sowie der Art des Heilmittels (z. B. Krankengymnastik, Manuelle Therapie, Massage usw.), der Frequenz und der Dauer der physiotherapeutischen Behandlungsserie vor. Wichtige Parameter der Physiotherapie werden folglich bisher durch den Arzt festgesetzt. Diesem Vorgehen wird ein Modell gegenübergestellt, das dem Physiotherapeuten den Freiraum lässt, Frequenz und Dauer der Behandlung selbst festzulegen sowie die Art des Heilmittels selbst auszuwählen. Dies erfolgt unter den Hypothesen, dass dieses neue Versorgungsmodell zu höherer Effektivität und Effizienz der Patientenbehandlung, Kostenersparnis und Verkürzung der Arbeitsunfähigkeitszeiten sowie steigender Patientenzufriedenheit führt.“ (Auszüge aus Veröffentlichungen des IFK zum Thema Direct Access)

Erste Ergebnisse sind nun veröffentlicht worden:http://www.ifk-ev.de/images/pdf_documents/PT_1_13_s12.pdf 

Positive Trends sind hierbei zu erkennen: Mehr Autonomie der Physiotherapeuten führt tendenziell zu einer größeren Schmerzreduktion, einer höheren Zunahme der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und einer größeren Funktionssteigerung. In 2014 werden die endgültigen Ergebnisse erwartet. Es zeichnet sich aber ab, das der Berufsstand der Physiotherapeuten durch oben angeführte Maßnahmen auf dem richtigen Weg hin zu mehr Berufsautonomie ist.