| Kategorie: Kinderphysiotherapie

Kindliche Bewegungsentwicklung oft beeinträchtigt

Millionen von Müttern sind sie eine große Erleichterung, um den stressigen Alltag mit ihrem Baby oder Kleinkind zu bewältigen: die Babywippen, Auto-Babyschalen und rollenden Laufhilfen. Doch Vorsicht. Physiotherapeuten warnen nun davor, dass diese „Hilfen“ gesundheitliche Gefahren bergen und die motorische Entwicklung beeinträchtigen können. So sitzen die Kleinen in der Babywippe oft zu „rund“, die Wirbelsäule wird falsch belastet: Es fehlt die ausreichende Aktivierung der Rückenmuskulatur, was zu Haltungsstörungen führen kann. „Babys sollten nicht länger als 20 Minuten am Tag in einer Babywippe verbringen“, rät Ute Repschläger, Vorsitzende im Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. Auch in Babyschalen für das Auto sollten die Kleinen ausschließlich für die Dauer der Fahrt sitzen, da sie in den Gurten keine Möglichkeit haben, sich ausreichend zu bewegen und so ihre Entwicklung gehemmt wird.

Babywippe

Gar nicht zu empfehlen sind aus Therapeutensicht die Laufhilfen auf Rollen. Sie fördern nicht das Laufenlernen, sondern behindern die natürliche Bewegungsentwicklung, da die Kleinkinder sich nur mit den Zehenspitzen abstoßen und kein Gleichgewicht halten müssen. Zudem werden Kinder oft viel zu früh in die Laufhilfen gesteckt, bereits mit vier Monaten. Wichtige Entwicklungsschritte wie Drehen, Robben und Krabbeln, die das Kind auf der Krabbeldecke erfahren würde, bleiben dann aus. Zudem bergen solche Laufhilfen sogar Verletzungsrisiken, da Kinder unkontrollierbare Geschwindigkeiten erreichen und Treppen zu gefährlichen Stolperfallen werden können.

Baby barfussBesser barfuß
Auch das häufige Tragen von Schuhen ist nicht empfehlenswert. Selbst draußen sollten die Kleinen so oft wie möglich barfuß laufen, z. B. im Sandkasten oder auf der Wiese. Sie müssen ihre Koordination und Balance üben, also ausprobieren, wie sie sich sicher auf den Beinen halten. Dafür brauchen die Füßchen Bewegungsfreiheit, um mit allen Sinnen den Boden zu erspüren. „Bekommt der weiche Kinderfuß rundherum zu viel Unterstützung durch den Schuh, kann das zudem die Entwicklung des Fußgewölbes stören, so dass Muskeln und Sehnen nicht genügend entwickelt werden“, erklärt Ute Repschläger. Die Folge: Kinder haben Knick- und Senkfüße, es entstehen Haltungsschäden, Feinmotorik, Gleichgewicht und Koordination sind gestört. Am gesündesten ist es daher, wenn die Kleinen barfuß laufen oder – auf glatterem Boden – Stoppersocken tragen.

Spielerische Lernprozesse
Die allgemeine Entwicklung des Kindes ist eng mit seiner motorischen Entwicklung verknüpft, die zwar genetisch vorgegeben ist, jedoch durch äußere Einflüsse beeinflusst werden kann. Diese Lernprozesse sind entscheidend für die Motorik des Kindes. Dabei spielt die Wahrnehmung mit allen Sinnen eine große Rolle. Erste Bewegungsformen werden im Spiel entdeckt und trainiert. Spezielle therapeutische Behandlungskonzepte wie die Psychomotorik können dabei helfen, die kindgerechte Entwicklung spielerisch zu fördern. „In der Psychomotorik wird die Wahrnehmung geschult und werden grundlegende Bewegungsmuster vermittelt, so dass Kinder ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterentwickeln“, erklärt Ute Repschläger. Die Kinder lernen, sich selbst und ihre Umwelt zu erfahren. Zudem beinhaltet die Therapie die Verbesserung von Gleichgewicht, Koordination und Kraft.

Physiotherapie fördert Bewegungsabläufe
Bei Entwicklungs- oder Bewegungsstörungen kann z. B. auch die Bobath-Therapie helfen, bereits im Säuglingsalter individuelle Lernprozesse zu aktivieren. Rechtzeitig begonnen kann der Physiotherapeut durch gezielte Übungen funktionelle Bewegungsabläufe einüben und Beeinträchtigungen überwinden. Die Behandlung stützt sich auf Interesse, Motivation und Aktivität des Kindes, bezogen auf seine individuelle Lebenswelt. Ziel der Bobath-Therapie ist es unter anderem, Wahrnehmung und Köperbewusstsein zu schulen, Bewegungen zu verbessern und Fertigkeiten zu fördern.

Pressemitteilung des IFK e.V. vom 24.04.2009