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Was eine schnelle Behandlung von Rückenschmerzen bewirken könnte

Jede einzelne Minute entsteht in Deutschland volkswirtschaftlicher Schaden in Höhe von knapp 100.000 Euro – allein aufgrund von Rückenschmerzen. Mit den Kosten, die innerhalb eines Jahres verursacht werden, könnte man gar neunmal den Berliner Flughafen (BER) bauen oder jedem Bürger die jährliche Mitgliedschaft in einem hochwertigen Fitnessstudio finanzieren.

Die immensen Ausgaben für das Krankheitsbild Nr. 1 in Deutschland zeigt der sogenannte Rückenkosten-Zähler  (Quelle: ergotopia.de) mit beachtlichen Vergleichen anschaulich auf. Stellen Sie sich vor, man würde die deutschlandweiten Kosten für Rückenschmerzen stattdessen für Kita-Plätze investieren. Innerhalb von zehn Minuten wäre bereits genug Geld beisammen, um 375 Kindern eine Kita-Betreuung zu ermöglichen. Pro Stunde, errechnet der Rückenkosten-Zähler, werden in der Bundesrepublik etwa 25 Rückenoperationen durchgeführt.

Führt man sich diese Zahlen vor Augen, drängt sich die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen und einer schnellen physiotherapeutischen Behandlung in Form eines Direktzugangs umso stärker auf.

Was bedeutet „Direktzugang“?

Bislang muss eine Behandlung vom Arzt verordnet werden. Dadurch sehen sich viele Therapeuten eingeschränkt. Denn es gehört zu ihrer Fachkompetenz, für die jeweilige Diagnose die richtige Therapie festzulegen. Viele Therapeuten beherrschen zudem durch Weiterbildungen eine viel größere Palette von Anwendungen und Behandlungen, als den Ärzten bekannt ist. Auch in Modellversuchen  (Quelle: Ärztezeitung.de vom 01.10.2013) von Physiotherapeuten bestätigte sich dies.

So könnten nicht nur operative Eingriffe verhindert, sondern damit einhergehend auch Ausgaben in Milliardenhöhe eingespart werden. Fest steht: Eine früh einsetzende Behandlung durch Physiotherapeuten führt zu signifikant weniger Operationen, Injektionen oder weiteren bildgebenden Verfahren. Eine aktuelle Studie aus den USA (Childs et al. 2015) belegt: Menschen mit akuten, unspezifischen Rückenschmerzen, die spätestens nach 14 Tagen vom Physiotherapeuten behandelt wurden, verursachten im Durchschnitt 60 Prozent weniger Kosten als Patienten, die erst später zum Therapeuten überwiesen wurden.

Auch die Politik unterstützt das Vorhaben. So erstellte die Arbeitsgruppe Gesundheit der Union ein derartiges Positionspapier. Würden Ärzte ihre Patienten künftig ohne Behandlungsvorgaben zum Therapeuten schicken, ließe sich laut Union sogar Geld sparen, da sich die Zahl der Behandlungen verringere. Patienten profitieren demnach stärker von Maßnahmen, die der Therapeut vorschlägt, die Zufriedenheit der Fachkräfte würde steigen. Zudem würde den Ärzten Arbeit abgenommen.

Seit 2011 wir in Zusammenarbeit mit der BIG Gesundheit und dem Berufsverband der Physiotherapeuten IFK solch ein Modellvorhaben  getestet und wissenschaftlich begleitet. Momentan befindet sich das Modellvorhaben in den letzten Zügen. Zwischenergebnisse zeigen aber jetzt schon einen positiven Verlauf auf.

Informationen aus folgenden Quellen:Pressemitteilung des ifk vom 26.08.2015, Ärztezeitung vom 01.10.2013, ergotopia.de; Pressemitteilung big-direkt.de v. 02.07.2015; Artikel der zeit.de v. 02.04.2015)

Fotonachweis: Sebastian Kaulitzki – Fotolia.com (Bearbeitung: Med-PR)